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Zeit für kostbare Momente
«Zu wissen, dass man einfach so Unterstützung bekommt, hat mich überrascht. Ein Anruf genügte und die Hilfe war da. Ich bin insgesamt sehr beeindruckt von der Arbeit der Frauen von der Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal, die das alles freiwillig und ehrenamtlich machen. Uns Angehörige haben sie bei der Begleitung meiner Grossmutter vor allem in den Nächten unterstützt. Wir konnten uns so auf den Abschied konzentrieren und hatten genügend Energie am Tag für die ganz kostbaren Momente.»

Vera Walliser, Angehörige

Vera Walliser hat vor einigen Monaten ihre Grossmutter verloren. Die ehrenamtliche Arbeit der Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal ermöglichte eine Betreuung der sterbenden Frau in den eigenen vier Wänden. Dank der Arbeit der Sterbebegleiterinnen konnten die Familienmitglieder in diesen letzten Wochen persönlich und mit viel Hingabe Abschied zu nehmen.

Vera Walliser, vor einigen Monaten bekam Ihre Grossmutter die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wie haben Sie diesen schwierigen Moment erlebt?
Zuerst war es ein Schock, weil von Anfang an klar war, dass es keine Heilung gab und dass der Sterbeprozess sehr kurz sein würde. In der Familie waren wir uns sofort einig, dass wir das Omi so lange und so eng wie möglich betreuen wollten. Es war eine sehr intensive Abschiedszeit. Mir persönlich war wichtig, dass ich als Grosskind meinem Omi etwas zurückgeben konnte.

Warum haben Sie die Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal um eine Sterbebegleitung gebeten?
Als es meinem Omi gesundheitlich schlechter ging, machte mich die Spitex auf das Angebot der Hospizgruppe aufmerksam. Damals wurde klar, dass wir als Familie nicht 24 Stunden vor Ort sein konnten. Wir alle, meine Mutter, mein Onkel, mein Bruder und ich, wohnen nicht gleich ums Eck und haben eine 1- bis 1,5-stündige Anfahrt nach Wattwil. Dazu sind wir alle im Berufsleben eingebunden. So waren wir enorm froh, vor allem um die nächtliche Unterstützung.

Wie hat Ihre Grossmutter auf die Begleitung reagiert?
Anfänglich war sie skeptisch, dass Fremde kommen sollten, die bei ihr übernachteten. Sie hat schnell gemerkt, dass die Frauen sehr nett sind. Eine der Frauen kannte sie sogar von früher, vom Tennisclub. Von da an konnte sie die Hilfe annehmen, auch weil sie wusste, dass sie in den Nächten nicht allein ist, auch wenn wir nicht da sein konnten.  

Wie haben Sie die Begleitung mit der Hospizgruppe organisiert?
Wir haben jeweils einen Wochenplan erstellt, für den ich zuständig war. Darin stand, wer wann da ist, wer wann kocht, wer das Omi ins Bett bringt und so weiter. Wir hatten alle unsere Dienste. So konnte meine Grossmutter bis fast am Schluss zuhause sein. Und wir alle konnten viel Zeit mit ihr verbringen – in einem Umfeld, in dem sie sich wohlfühlt.






 

Welche Momente waren für Sie besonders wertvoll?
Mein Omi war eine sehr gepflegte Person, ein stückweit sogar etwas eitel. Ich fand es wichtig, dass sie in ihrer schönen Wohnung bleiben konnte. Sie hat immer ihre Haare gewickelt, auch wenn es ihr schlecht ging. Ich fand schön, dass wir ihr diese kleinen Dinge ermöglichen konnten, die ihr so wichtig waren.

Haben Sie während dieser schwierigen Zeit manchmal zusammen lachen können?
Eigentlich haben wir jeden Tag gelacht. Sehr lustig war, als das Omi probierte, sich wieder einmal zu schminken. Es kam ziemlich «schepps» heraus. Als sie das realisierte, konnten wir beide herzlich darüber lachen. Solche Momente machten den Abschied kostbar.

Welchen Anteil hatten die Begleitpersonen daran, diese Momente zu ermöglichen?
Einen grossen. Sie haben uns ermöglicht, dass wir ruhig schlafen konnten. Wir konnten unsere Sorgen für eine gewisse Zeit abgeben, weil wir wussten, das Omi war über Nacht sehr gut versorgt.

Konnte die Familie auf diese Weise entspannter Abschied nehmen?
Entspannter? Ja, vielleicht im Sinne von, dass wir nicht auf dem Zahnfleisch liefen. Wir konnten uns auf den Abschied konzentrieren und hatten genügend Energie am Tag für die ganz kostbaren Momente.

Setzten Sie sich in der Zeit intensiver mit dem Thema Tod auseinander?
Durch meine Arbeit als Berufsbeiständin hatte ich vorher schon mit dem Thema zu tun. Mir war sehr wohl bewusst, dass das Leben irgendwann aufhört. Im Fall meines Omis war ich vor allem froh, dass der Leidensweg sehr kurz war. Die letzten Tage waren die schwierigsten. Man kann diesen Weg niemandem abnehmen. Trotzdem bin ich rückblickend nur dankbar für die Zeit, die wir zusammen hatten, und dass das Leben, das mein Omi hatte, ein sehr schönes war, bis zum Schluss.

Insgesamt, was hat Sie an der Arbeit der Hospizgruppe am meisten beeindruckt?
Ich habe enorm geschätzt, wie reibungslos und unkompliziert alles ablief. Zu wissen, dass man einfach so Unterstützung bekommt, hat mich überrascht. Dabei lief alles auf eine sehr niederschwellige Art ab. Ein Anruf genügte und die Hilfe war da. Ich bin insgesamt sehr beeindruckt von der Arbeit der Frauen von der Hospizgruppe Toggenburg-Neckertal, die das alles freiwillig und ehrenamtlich machen.




 

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